Mobilitätsranking 2022: Größere Städte hängen kleinere in Smart City Index ab

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Eine umfangreiche Untersuchung zur Smart-City-Transformation verdeutlicht die vorhandenen Mobilitätsdefizite in kleineren Großstädten. Unter den untersuchten Städten konnte Nürnberg das Ranking anführen, während andere Städte dringenden Handlungsbedarf bei der Optimierung ihrer Letzte-Meile-Logistik aufzeigen. Die Ergebnisse unterstreichen erneut, dass ein effizienter und gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr eine zentrale Rolle für die Entwicklung fortschrittlicher Mobilitätskonzepte in der Smart City spielt.

Raum für Entwicklung: Noch viel Luft nach oben in diversen Bereichen

Eine detaillierte Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC auf Basis des Bitkom Smart City Index 2022 zeigt, dass lediglich elf der 81 deutschen Großstädte mit mindestens 100.000 Einwohnern bereits als „Smart Cities“ im Bereich Mobilität gelten können. Diese Städte erreichen mehr als 80 von 100 möglichen Punkten. Die Spitzenposition wird von vier Städten mit über 90 Punkten belegt: München, Berlin und Hamburg belegen die Plätze vier bis zwei, während Nürnberg trotz seiner vergleichsweise geringen Einwohnerzahl von rund 510.000 den ersten Platz einnimmt, obwohl es in Bezug auf die Größe nur den 14. Rang einnimmt.

Die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen, dass vor allem bei den kleineren Großstädten ein erheblicher Nachholbedarf besteht, während die Städte mit einer Bevölkerung über 500.000 Menschen bereits weiter fortgeschritten sind.

Der Experte für Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland, Maximilian Rohs, weist darauf hin, dass Städte bestimmte Maßnahmen ergreifen müssen, um den Rückstand im Mobilitätsbereich aufzuholen. Einerseits sollten sie die Mobilitätsbedarfe transparent machen und verstehen. Andererseits ist es wichtig, auf dieser Grundlage bestehende Angebote zu optimieren und nutzergerecht zu verknüpfen. Diese Schritte sind nach Rohs eine grundlegende Voraussetzung für die erfolgreiche Umstellung auf eine smarte Mobilität.

Von der Theorie zur Praxis: Anwendungsfälle für smartes Parken und Verkehrsmanagement

Im Kontext der smarteren Mobilität gewinnt das Thema intelligente Parksysteme zunehmend an Bedeutung, da der Parksuchverkehr in allen Städten ein großes Problem darstellt. Aktuellen Daten zufolge haben bereits mehr als 60 % der Großstädte „Smart-Parking“-Maßnahmen eingeführt, zumindest in Form von Pilotprojekten. Dabei werden verschiedene technologiegestützte Ansätze wie Sensoren, Datenplattformen, vernetzte Displays und intelligente Bilderkennung über öffentliche Kameras genutzt, um die Parkplatzsuche zu optimieren. Zusätzlich umfasst smartes Parken auch digitale Reservierungs- und Zahlungsprozesse.

Damit der positive Effekt einer Verringerung des Parksuchverkehrs nicht dazu führt, dass die Nutzung von Pkw attraktiver wird und zusätzlicher Verkehr entsteht, ist es notwendig, parallel Maßnahmen zur Einschränkung und Steuerung des Pkw-Verkehrs zu ergreifen. Ein smartes Verkehrsmanagement spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da es den Verantwortlichen ermöglicht, aktiv in den Verkehr einzugreifen. In fast 30 % der Städte werden bereits digitale Verkehrsschilder eingesetzt, um diese Maßnahmen umzusetzen und den Verkehr zu steuern.

Trotz gewisser Fortschritte bleibt die Letzte-Meile-Logistik ein herausforderndes Gebiet in der Entwicklung von Smart Cities. Die Anlieferung von Waren direkt an die Haustür der Kunden kann den Verkehrsfluss beeinträchtigen und die Emissionen erhöhen. Fast die Hälfte der Städte hat bereits Maßnahmen ergriffen, indem sie Mikrodepots eingerichtet haben – allerdings meistens nur in Form von Pilotprojekten. Vor allem in Städten mit einer Bevölkerung von weniger als 200.000 Menschen ist der Fortschritt in diesem Teilbereich noch begrenzt.

Erfolgsfaktor Multimodalität: Vielfältige Mobilitätsangebote im Fokus

Die Kluft zwischen Großstädten mit über 500.000 Einwohnern und solchen mit weniger als 200.000 Einwohnern zeigt sich auch in den Bereichen des öffentlichen Nahverkehrs, Sharing-Angeboten und Multimodalität. Ridepooling-Angebote, bei denen Personen mit ähnlichen Zielen zusammen befördert werden, werden zum Beispiel nur in weniger als 15 % der Städte mit einer Bevölkerung unter 200.000 Einwohnern angeboten. Trotz dieser Unterschiede herrscht jedoch Einigkeit bei den grundlegenden Angeboten: Der Ticketkauf per App und die Bereitstellung von Echtzeitinformationen sind in allen Städten möglich.

Neben dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) spielen Sharing-Angebote eine maßgebliche Rolle bei der nachhaltigen Transformation des Mobilitätsbereichs. In nahezu allen Städten gibt es Carsharing-Angebote, wobei Elektroautos in den meisten Flotten anzutreffen sind. Darüber hinaus bieten die meisten Städte auch E-Tretroller- und Bikesharing-Optionen an. Allerdings sind E-Roller-Sharing-Angebote nur in weniger als der Hälfte der Städte verfügbar. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Sharing-Angebote einen wichtigen Beitrag zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität leisten.

Experten von PwC Deutschland, wie Gabriel Flore, heben hervor, dass qualitativ hochwertige Mobilitätsangebote von entscheidender Bedeutung sind, um den Übergang vom motorisierten Individualverkehr zu unterstützen und gleichzeitig eine nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern. In diesem Zusammenhang sind die kommunalen Verkehrsunternehmen besonders gefordert. Sie haben die Aufgabe, sich zu umfassenden Anbietern von Mobilitätsdienstleistungen weiterzuentwickeln, was zugleich eine Chance für sie darstellt.

„Effektive smarte Mobilität erfordert Teamarbeit“

Der aktuelle Zustand der Mobilität in Deutschland zeigt deutlich, dass noch erheblicher Handlungsbedarf besteht, um Städte im Hinblick auf ihre Mobilität intelligent und klimafreundlich zu gestalten. Jedoch beweist Nürnberg eindrucksvoll, dass ein schneller Wandel im Mobilitätssektor möglich ist. Die Stadt hat innerhalb eines Jahres einen bemerkenswerten Aufstieg vom siebten Platz auf den ersten Platz im Bereich smarte Mobilität vollzogen und dabei eine Bewertung von 94,2 von 100 möglichen Punkten erreicht. Dieser Erfolg ist auf verschiedene Maßnahmen zurückzuführen, wie beispielsweise die Einführung von kostenlosem WLAN im öffentlichen Nahverkehr, die Implementierung intelligenter Ampeln sowie die kürzlich eingeführte NürnbergMOBIL-App. Diese App vereint alle Fortbewegungsmöglichkeiten in der Region in einer einzigen Anwendung und erleichtert den Bürgern die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel.

Gabriel Flore, Experte für Infrastruktur und Mobilität bei PwC Deutschland, stellt fest, dass integrierte Mobilitäts- und Digitalisierungsstrategien, welche die Einbeziehung aller relevanten Akteure beinhalten, die Grundlage für eine smarte Mobilität und die digitale Transformation in städtischen Gebieten bilden. Er erklärt, dass eine echte Veränderung in der Mobilität nur durch eine abgestimmte und kluge Zusammenarbeit in verschiedenen Handlungsfeldern erreicht werden kann.

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